Archiv der Kategorie: 04 Architektur- und Designtheorie ab 1990

Bruno Flierls 70. Geburtstag (1997)

Olaf Weber
Bruno Flierl 70. Beitrag zum Geburtstagsjubiläum am 02.02.1997

Ich bin nicht so gut vorbereitet, wie meine Vorredner, aber, lieber Bruno, das kennst Du ja aus unserer gemeinsamen Zeit an der Bauakademie.

Ich hatte in meinem Leben nur drei Chefs. Der eine war Bernd Grönwald und die beiden anderen, das waren Bruno Flierl und Lucius Burckhardt. Und diese beiden waren so schön widersprüchlich, daß ich darüber gern etwas sagen möchte. Bruno Flierl kenne ich seit 1970. Damals war ich gerade mit dem Architekturstudium fertig. Und damals war nach der Hochschulreform das Forschungsstudium gegründet worden, eine Form der Weiterbildung, die zur Promotion führte. Es gab zu dieser Zeit einen Modernisierungsschub in der Wissenschaft der DDR und wir stürzten uns gleich auf Kommunikationstheorie, Kybernetik, Systemtheorie und Semiotik. Das gab natürlich Probleme, auch Schwierigkeiten mit traditionellen Wissenschaftsauffassungen, auch und gerade bei uns in Weimar. Weiterlesen

Behutsamkeit statt Denkmalschutz (1996)

„Behutsamkeit“ sollte als ähnlicher Überbegriff wie Nachhaltigkeit ein allgemeingültiges Prinzip der Gestaltung ausdrücken und somit den Denkmalschutz als arbeitsteilige Miniatur einbeziehen. Denkmalschutz ist so gesehen nur ein administratives Vehikel der Baukultur. Es gilt aber: die Würde des Gebauten ist unantastbar. Weiterlesen

Die 08-15te Moderne. Nieder mit dem Beschleunigungsgesetz! (1996)

Die Moderne muss neu definiert werden. Sie ist das Gestaltungsprinzip des Industrialismus. Sie erzeugt eine Architektur der Ferne, der Illusion und der Abstraktheit, schließt also Postmoderne, Dekonstruktion, zweite und 08-15te Moderne ein. Die Architektur der Nähe ist dagegen konkret und ihre Vielfalt real. Vortrag auf einem Bauhaus-Kolloquium. Weiterlesen

Runder Tisch im Glashaus – Schöne Metaphern im neuen sächsischen Landtag in Dresden (1994)

Olaf Weber
Runder Tisch im Glashaus
Schöne Metaphern im neuen sächsischen Landtag in Dresden

Abgeordnete wissen zu genießen. In Dresden haben sich die Volksvertreter eine der schönsten Stellen der Elbpromenade zugewiesen. Nur Belevue wäre noch schöner gewesen, direkt gegenüber.

Der neue sächsische Landtag ist am befestigten Terrassenufer des großen Elbbogens gelegen. Es ist eine Idylle. Das flache Wasser zieht den Blick in die Weite: Kleinere Kähne schaukeln flussabwärts. Drüben die sanften Elbwiesen, hier die Augustusbrücke, die Brühlschen Terrassen, die Hofkirche, das Schloß, der Zwinger, die Semperoper. Das freistaatliche sächsische Parlament liegt am Ende der „Kulturmeile“ und es wäre gut für die Politik, nicht am Ende zu liegen, sondern inmitten der Kultur. Das ist auch schon angedacht. Die attraktive Uferbebauung soll, so Geld da ist, bis zur Marienbrücke weitergeführt, das ehrwürdige Monster des Erlwein-Speichers zur Landesbibliothek umgenutzt und vielleicht das Ganze mit dem Paukenschlag einer neuen Philharmonie abgeschlossen werden. Aber zunächst ist der sächsische Landtag Realität. Weiterlesen

Gestalterische Grundwerte der Architektur (1989/90)

Dieser in 15 Thesen geordnete Text war fast identisch unter dem Titel „Leitlinie sozialistischer Architekturgestaltung“ Anfang 1988 als internes Lehrmaterial entstanden. Er war damals zu kritisch für eine Zeitschriften-Veröffentlichung, im Januar 1990 bestand nun ein kleines Zeitfenster für dieses Ideal einer humanistischen Architektur, die sich frei von vielen Doktrinen hätte entwickeln können. Weiterlesen