Olaf Weber
Ästhet und Ästhetiker, Architekturtheoretiker und Impresario
1943 in Dresden geboren. Beim Bombenangriff am 13. Februar 1945 wird dort die schöne Wohnung zum Schutthaufen. Der Vater im Kriege, die Mutter und 3 Kinder überlebten die Zeiten des Militärs außerhalb Dresdens. 1950 bis 1962 Schule und Abitur in Leipzig. Rugby- und Schachspieler, Segelflieger, Schöngeist. „Er war ziemlich unsentimental,“ wie vermutet wird. Großes Interesse an der Kunst, doch Entscheidung für etwas Größeres, wie er damals meinte, für die Baukunst. Vor dem Architekturstudium war es in dieser Zeit der DDR üblich, den Beruf eines Bauarbeiters zu erlernen (kreativer Maurer von 1962 bis 64). Danach bis 1970 Architekturstudium in Weimar. Eine phantastische Zeit der ästhetischen und politischen Inspiration. Kleine Aktionen im öffentlichen Raum. Im ereignisreichen Jahre 1968 Heirat und Geburt der Tochter Katja.
Nach dem Studium gab es durch den sich ausbreitenden Plattenbau wenig kreative Aufgaben für Architekten. Weber wechselt in die Wissenschaft und promoviert 1973 nach einem Forschungsstudium zu Problemen der Architekturtheorie (im Kollektiv mit Friedrich Rogge und Gerd Zimmermann). Alles war damals interessant: Kybernetik, Informationstheorie, Design und Abstraktion, Semiotik und Philosophie. Thema der Dissertationsschrift: „Architektur als Kommunikationsmittel“. Dann Berlin, 1973 bis 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauakademie der DDR. Viel frei verfügbare Zeit, doch es fehlen wichtige gesellschaftliche Bedingungen für die Überleitung der gewonnenen Erkenntnisse in die architektonische Praxis. Schreibarbeit für den eigenen Kopf und für interne Broschüren der Bauakademie. Sich anbahnende Büroklammer-Phobie. 1980 – 84 Aspirantur in Weimar, danach wissenschaftlicher Oberassistent als Architekturtheoretiker. Viele Veröffentlichungen über das Bauen, auch in Periodika, die nicht dem streng kontrollierten Bauwesen unterstellt waren, wie der Zeitschrift „Form und Zweck“. Texte und Vorträge mit zunehmendem positiven Veränderungspotential gegenüber der gesellschaftlichen Praxis, auch mal Schreibverbot. 1987 Verteidigung der Habilitationsschrift („Die Funktion der Form“, 1994 in Hamburg als Buch erschienen).
In den Monaten der Freiheit 1989/90 verstärkt Weber seine gesellschaftlichen Interventionen im Lokalen des Kleinen, aber exemplarischen Weimar. Sprecher der Weimarer Grünen.Typischer Verschleiß in Ehrenämtern. Es gab aber die Chance, dass die Kunst nach Weimar zurückkehrte. 1991 wird Weber Leiter des „Instituts für Kunst und Design“ und arbeitet an der Gründung einer Fakultät Gestaltung. Schwierigkeiten mit dem „großen Anschluss“ und dem aus Kassel stammenden Gründungsdekan, der wenig Interesse an einem „dritten“ Weg hatte. Seit 1993 Professur für Ästhetik an der Bauhaus-Universität Weimar. Experimentelle Formen der Wissensvermittlung. Zahlreiche öffentliche Auftritte und Performance-Vorträge, sich einmischende Kommentare zur städtischen Gesellschaft und Engagement für den Pazifismus. Eine lang anhaltende Augenkrankheit führte 2003 zur völligen Erblindung. Von 2009 bis 2011 ist Weber als Ruheständler der Impresario des sogenannten 42. Kongresses, einer Bühne für alle Formen des Absurden… Ende.