Der 42. Kongress 2009 – 2011 (2013)

Der 42. Kongress 2009 – 2011
Ein Podium des Absurden

Über dem „42. Kongress“ schwebt die verquerte Welt in ihrer Absurdität. Das Credo dieser Veranstaltung ist es, diesen menschgemachten Zustand zu vermessen und abzubilden, sie letztlich mit einem größeren und geistvolleren Absurden zu konfrontieren. Das ist ein vitales Fest, es will ein Podium und offener Raum für unkonventionelles, alogisches, also vielleicht richtiges und hintersinniges Denken und Handeln sein. Es kann zu allem werden – zum spontanen Gag oder zur durchformulierten künstlerischen Aktion.

Die offene Bühne des 42. Kongresses fasst alle Gesänge, Sprachen und Medien. Bilder aller Dimensionen, Texte, Sounds und natürlich Bewegungen, Aktionen und Performances überlagern sich zu langsamen und wilden Collagen, die eine Nacht lang gelten.

Der Nonsens ist kein Nicht-Sinn, er ist nicht sinnlos. Die absurde Aussage ist eine real mögliche Antwort auf Wirklichkeit. Der Zweiundvierzigste widerspricht als Vollzug dieses Absurden der herrschenden Logik des gefügten Systems, also dem ungesund gewordenen Menschenverstand. Absurdes kann durch „Gehen bis an den Rand, durch letzte Konsequenzen“ (Albert Camus) zum erhellenden Denken zwingen oder überhaupt eine Sache auf die Füße stellen. Das Absurde ist damit identisch mit dem Rigerosum der zeitgenössischen Kunst und letzlich auch der Aufklärung.

Am 42. Kongress teilnehmen heißt, dem gesponserten Mainstream die eigene, non-konforme Aktion entgegenzusetzen. Das Absurde ist sowohl eine regelhaft betriebene Sinnverweigerung, als auch eine alogische Sinnstiftung. Die anarchistische Welt des Nonsens enthält auch Ordentliches, zum Beispiel Stilbrüche und verkehrt verwendete Muster, sie generiert Wirklichkeiten, die außerhalb der gewohnten Zeichenwelt existieren. Übliche, also un-übliche Mittel des Nonsens sind aberwitzige Collagen, paradoxe Verwerfungen, Aporien, leere Metaphern, überraschende Notationen, misslungene Makros, Käfer, usw., also das ganze disparate Chaos ästhetischer Ordnungen, nicht zu vergessen das Komische des Absurden.

In drei aufeinander folgenden Jahren gab es drei 42. Kongresse. Sie hatten unterschiedliche Titel.
2009: „Absinth – Die Gurken“
2010 hatte er eine aktionistische Beifügung: „Absinth – die Gurken – Der Putsch“.
2011: „Die Schwäche am Menschen“
Ort des Geschehens war zunehmend das gesamte Hauptgebäude der Bauhaus-Universität. Die Teilnehmerzahl erhöhte sich im Laufe der Jahre von 150 auf 500 Personen, wobei jeweils ein Viertel der Teilnehmer auch Akteur war. Der absurde Kongress gewann überregionale Bedeutung. Jedoch scheiterte die Vorbereitung weiterer 42. Kongresse im Sommer 2011 an der Leitung der Fakultät Gestaltung, welche dieses Unfassbare und sichtbare Monstrum nicht mehr unterstützen wollte. Alle anderen empfanden es aber als eine heitere und abschüssige kreative Kraft in der Tradition der Bauhausfeste und der DADAistischen Internationale.

Olaf Weber
2009/2013

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