Bach- und Bau- Haus (2007)

Olaf Weber
Bach- und Bau- Haus

Weimars Kulturgeschichte ist in seiner Vielgestaltigkeit überragend. Sein Image ist auf Potentialen unterschiedlichster Genres der Kunst, Literatur, Musik und Architektur gegründet, die sich immer wieder erneuert haben. Aber auch die touristische Aufmerksamkeit verändert sich. Bisher waren Goethe und Schiller die high-lights dieses Kulturellen Kontinuums, in Zukunft werden es Bach und das Bauhaus sein. Das liegt nicht am schwindenden Genius der Klassiker, sondern an der Wende zum globalisierten Zeitalter. Es liegt an der einfachen Tatsache, dass die Literatur nur bedingt in fremde Sprachen zu übersetzen ist, während die Sprachen der Musik und des Design vom Wesen her international sind. Weimar sollte sich dringend auf die weltumspannenden Dimensionen einer globalisierten Kultur einstellen. Dazu gehört natürlich, dass Weimar bedeutende memoriale und selbstaktive Orte schafft, die der durch Bach (und Liszt) und Bauhaus (und Van de Velde) angereichertem Weltkultur genügen.

Für Bach gilt ein solcher Anspruch, weil dieser wohl bedeutendste Komponist aller Zeiten fast 10 Jahre in Weimar lebte, hier den grössten Teil seines Orgelwerkes schuf und zwei seiner berühmtesten Söhne geboren wurden. Für das Bauhaus gilt dieser Anspruch, weil Weimar der Gründungsort dieser bedeutendsten kulturrevolutionären Institution des 20. Jahrhunderts ist .

Für Bach ist der genius loci neben dem Schloss vor allem an sein Wohnhaus gebunden, dessen Lokalisierung nur in Weimar gesichert ist, während Arnstadt, Eisenach, Köthen, Mühlhausen u.a. keine authentischen Standorte für Bachs Wohnen vorzuweisen haben und das ehemalige Wohnhaus in Leipzig überbaut ist. Leider ist der berühmte Erbprinz, der Teile des Bach`schen Hauses enthielt, im Jahre 1990 aus Spekulationsgründen abgerissen worden, nachdem er die DDR in zwar miserablen Zustand, aber immerhin überlebt hatte. Nun sind nur noch die Kellerwände vorhanden und es ist ein unbedingtes Muss, dass dieser Grundriss und die Kubatur darüber dem alten Großmeister vorbehalten bleiben. Die Öffentlichkeit Weimars hat die Pflicht, diesen Ort mit Bach zu besetzen, auch wenn die Eigentumsverhältnisse für einen Münchener Inverstor sprechen.

Als möglichen Standort des neuen Bauhaus-Museums hatte die Stadt bereits vor Jahren den Theaterplatz festgelegt – ein guter Ort, welcher der Bedeutung des Bauhauses entspricht und zu einem überraschenden Dialog der Dichter und Designer einladen könnte.

Aber seit Jahren passiert nichts in Richtung der globalisierten Image-Erweiterung. Wir sollten in Erfurt darauf drängen, dass die lähmende Diskussion um das DNT endlich abgeschlossen wird, damit sich die Kulturpolitik den großen unbewältigten Aufgaben zuwenden kann – den Kreationen zweier Häuser, eines neuen Bachhauses und eines neuen Bauhaus-Museums.
Weimar braucht dringend beide.

24.04.2007

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