Weltanschauung Projekt (1999)

Prof. Dr. Olaf Weber
Weltanschauung
Projekt SS 1999

Wird uns die angebliche Politikmüdigkeit nur eingeredet oder sind die Politiker tatsächlich wert, abgeschafft zu werden? Der „mündige“ Bürger kommt nicht mehr hinter seinem Ofen hervor, der Rückzug ins Private ist allerorts zu spüren. Der Widerspruch zwischen der Problemfülle unserer Zivilisation und dem Desinteresse der meisten Zeitgenossen an öffentlichen Angelegenheiten ist eklatant.
In Frage steht, wie Künstler und Gestalter nicht nur in die Wirklichkeit überhaupt, sondern auch direkt in den poliltischen Diskurs eingreifen können. Was ist engagierte Kunst, was ist politisches Design? Im Projekt werden diese Fragen thematisiert. Es geht um alternative Haltungen sowohl zur l’art pour l’art als auch zur gängigen Propaganda der Parteien. In der Kunst, im Produkt- und Kommunikationsdesign werden unkonventionelle, undogmatische und mit emanzipatorischem Impulsen versehene Ergebnisse angestrebt, die ihre Wirkungen im gesellschaftlichen Bereich haben.
Hintergrund dieses Projektes ist die zu erwartende Verschärfung des politischen Klimas durch die bevorstehenden Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahlen und die damit einhergehenden Materialschlachten im öffentlichen Raum. Gerade im bevorstehenden Kulturstadtjahr läßt die Option erschaudern, daß sich die üblichen Massenauflagen der Wahlplakate und die billigen Wahlgeschenke zwischen die Darbietungen der europäischen Kunstelite mischen.

Das Projekt ist interdisziplinär und offen. Die Studenten der freien Kunst-, des Kommunikations- und Produktdesigns wählen selbst ihr Thema, ihren Gegenstand oder ihren Ort. Sie können mit ihrer Arbeit entweder selbst in die öffentliche Debatte eingreifen oder sie stellen ihre Ergebnisse den Gruppierungen ihrer Wahl zur Verfügung.

In das Plenum des Projektes werden Politikwissenschaftler, Politiker und engagierte Künstler eingeladen. Dieses Projekt ist auch ein Gegenentwurf zur Entpolitisierung der deutschen Universitäten seit der Mitte der 80er Jahre. Durch den Mangel an politisch-weltanschaulich-ethischem Diskurs fehlt heute an den Lehranstalten ein wichtiger Impetus für das geistige Leben – auch an der Bauhaus-Universität.

Die Teilnehmer am Projekt „Weltanschauung“ sind auch Teilnehmer des Seminars „Ästhetisierung der Politik oder Politisierung der Ästhetik?“( Prof. Dr. Weber und Dr. Schweppenhäuser).

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