Das Profil der BUW – Zur Programm-Diskussion der BUW (Rede) (1998)

Prof. Dr. Olaf Weber
Fakultät Gestaltung


Zur Programm-Diskussion der BUW
Redebeitrag auf dem Konzil des 7. Juli 1998

Die fortschreitende Anreicherung der Universitätsstrukturen durch neue Studiengänge, Fakultäten, Sonderforschungsgebiete usw. birgt die Gefahr in sich, daß die Uni immer komplizierter, undurchschaubarer und bürokratischer wird. Auf die zunehmende Differenziertheit der Praxis mit einer Erhöhung der strukturellen Komplexität zu reagieren, ist aber das Verfahren des 19. und 20. Jahrhunderts, also der Industriegesellschaft, die zu überwinden wir uns gerade anschicken. Das andere, zukunftsfähige Verfahren wäre die Rücknahme der Arbeitsteilung durch Individuation der Akteure.

Im interdisziplinären Forschen und Studieren ist zwar bereits eine Öffnung der Studiengänge angelegt, aber nur als Zusatz oder als Zwischenraum, nicht aber als grundlegende Ausdifferenzierung eines Ganzen. Ich könnte mir dort, wo ein inhaltliches Kontinuum wie in den Bereichen Architektur, Gestaltung. Kunst und Medien vorliegt, einen universellen Studienraum vorstellen, in dem hochqualifizierte Lehrende ihre Angebote als Bausteine der Lehre machen, aus denen die Studierenden wiederum ihre eigenen Menüs frei (d.h. auf der Basis von Restriktionen) auswählen. Den individuellen Fähigkeiten und Neigungen der Studenten könnte auf diese Weise ebenso gerecht (und diese damit zu höchster Leistung befähigt) werden, wie dem Diversifikationsbedarf der Berufspraxis. Der sich wieder entwickelnden lebenspraktischen Vielfalt mit sehr innovativen und zugleich „einfachen“ Lösungen zu begegnen, setzt ein (vom heutigen Verständnis her betrachtetes) alternatives Herangehen voraus. Insofern ist die Diskussion erfreulich politisch, sie muß nur noch als solche begriffen werden. Im Übrigen zeichnet sich eine Universität gerade dadurch aus, daß sie die konzeptionelle Kompetenz zum antizyklischen (Quer-)Denken jenseits des mainstreems hat. Das sollten wir nutzen.

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