ALLE MACHT DEM GESTALTUNGSBEIRAT!
Im letzten Jahr war es endlich gelungen, einen Gestaltungsbeirat für Weimar zu gründen. Doch was nützt es, wenn der Rat dieses Rates nicht angenommen wird?
Im Falle des neuen Kaufhauses auf dem Schützengassenplatz plädierte der Gestaltungsbeirat kürzlich für das, was schon vorher ein Wettbewerb und die Arbeit am Bebauungsplan ergeben hatten: Die Häuser Schillerstr. 11 und 11a sollten erhalten und die Kaufhauseingänge vom Gänsemännchenbrunnen und der Schützengasse entwickelt werden.
Ich will aber in diese Diskussion hier nicht weiter einsteigen. Ich bin mittlerweile auch für neue Kaufhäuser in der Innenstadt, wenn sie 4ooo m2 Verkaufsfläche nicht übersteigen. Sie beleben zwar die Stadt weniger als kleinere Geschäfte, für die ich vor allem plädiere, aber sie sind immer noch besser als die Märkte auf der grünen Wiese. Doch wir können nur solche Investoren akzeptieren, die den Kulturanspruch Weimars respektieren. Das Ambiente unserer Stadt ist nämlich der wirksamste Wirtschaftsfaktor.
Wenn also der Gestaltungsbeirat die Aufgabe übertragen bekommen hat, die ästhetische Qualität des Weimarer Stadtbildes zu sichern und weiterzuentwickeln, so tut er das auch im Interesse der wirtschaftllichen Entwicklung. Es gibt keinen Grund, die ästhetische Kompetenz, die die Stadt dem Gestaltungsbeirat zugewiesen hat, nach Belieben oder dann wieder zurückzunehmen, wenn ein Investor Druck macht. Gerade der Schützengassenplatz ist ein Filetstück, wer dort baut, dem darf zugemutet werden, daß er die Interessen der Stadt berücksichtigt.
Es hat große Mühe gemacht, den Gestaltungsbeirat zu installieren. Nun sollte er jede Unterstützung erhalten und es kann nur gelten:
Alle Macht diesem Rat!
Prof. Dr. Olaf Weber
in Thüringer Allgemeine 8.5.97, Thüringer Landeszeitung 4.6.97