Form (1986)

Die Form folgt nicht der Funktion, sondern den praktischen und ästhetischen Bedürfnissen und Interessen der Menschen, die der Gestalter aufspürt und in die Artikulation eines industriellen Produktes übersetzt.

Olaf Weber
Form

Die Form folgt nicht der Funktion, sondern den praktischen und ästhetischen Bedürfnissen und Interessen der Konsumenten, die der Gestalter aufspürt und in die Artikulation eines industriellen Produktes übersetzt. Materielle Voraussetzungen (stoffliche, technologische…) bereiten den Weg zur Form und es gibt auch ein Bedürfnis, sie dort wiederzuerkennen. Doch die Form, die alles Sinnliche, alles Inhalts- und Ausdrucksvolle, die Gesamtheit der ästhetisch wirksamen Eigenschaften der Produkte umfaßt, drückt die Bedingungsstruktur nur innerhalb einer integralen Gestaltungsidee aus.
Der zur Form gehörende Inhalt verweist nur teilweise auf seine materiellen Träger, er ist auch manchmal ganz ungebunden und weitschweifend, zuweilen kunstähnlich. Teilweise ist er logisch zu erschließen, teilweise assoziativ, als Symbol. Gutes Design orientiert aus Gründen einer ganzheitlichen Aneignung auf die enge Verflechtung dieser Inhalte und dieser Codierungsarten.
Die Gegenstände unserer Umwelt sollen unsere Diener, doch nicht stumm sein. Sie fungieren als wichtige Träger, Übermittler oder persönliche Speicher von Impulsen, Informationen und Werten. Die Form von Industrieprodukten hat dabei einerseits die Funktion einer ikonischen Anweisung für den aktuellen Gebrauch zu erfüllen, andererseits gibt sie langfristige kulturelle Orientierungen und trägt zur Herausbildung einer visuellen Formensprache bei und letztlich dient sie dem ästhetischen Genuß, sie soll schön sein.

Form.
in: Form und Zweck. – Berlin 18 (1986) 5. – S. 21.

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