Offener Brief an Frau Prof. Heike Hanada. Umfeldgestaltung Bauhaus-Museum Weimar 

Verehrte Frau Prof. Hanada,

in Ihrem offenen Brief an den Stiftungsrat der Klassik Stiftung bemängeln Sie die vorgesehene Umfeldgestaltung des Bauhaus-Museums vor allem dahingehend, dass der betriebene Aufwand nicht dazu dient, die Aufmerksamkeit zum Bauhaus-Museum zu lenken. Wenn es stimmt, dass durch die Planung des Büros Vogt die Dominanz des Bauhaus-Museum eingeschränkt und dessen Beziehung zum „Gauforum“ harmonisiert wird, so hat sich ein wirklicher Denkfehler eingeschlichen, der korrigiert werden muss.
Ich schreibe das, weil dieses Problem über dem aktuellen Streit um die Freiflächengestaltung hinaus geht und den Umgang mit dem sogenannten „Gauforum“ betrifft. Dafür ist es wichtig, wieder einmal den historischen Blick zu schärfen. Wie wir wissen, ist das Bauhaus nicht etwa von Weimar nach Dessau „übergesiedelt“, sondern es ist von volkskonservativen, nationalistischen und völkischen Parteien und Gruppen aus Weimar und Thüringen auf die übelste Weise vertrieben worden. Und das hatte seine Ursachen in der Unvereinbarkeit des einen mit dem anderen. Gropius hatte sein geniales Vorhaben durch die Zusammenführung der damals fortschrittlichsten Tendenzen in Architektur und Design, in Kunst und Lebensgestaltung, in Typographie, Tanz und quasi allen Bereichen der Kultur entwickelt. Diesen Avantgardismus nannte er „Bauhaus“. Die Unvereinbarkeit zum miefigen völkischen Kleinbürgertum war quasi dem Bauhaus immanent.
Wenn wir heute in Weimar ein Bauhaus-Museum bauen, so muss diese Historie auch aus Gründen der Wiedergutmachung in jeden Gestaltungsakt einfließen. Die Gestaltung des Bauhaus-Museums und seines Umfeldes ist eine eminent politische Aufgabe. Das ehemalige „Gauforum“ darf keineswegs ästhetisch gleichberechtigt mit dem Bauhaus-Museum und anderen Teilen der „Topographie der Moderne“ behandelt werden. Schon wegen seiner monströsen Größe ist der Umgang mit dem heutigen Verwaltungsamt schwierig. Das Bauhaus-Museum muss zusammen mit seinem Umfeld entsprechende architektonische Aussagen gegenüber der Nazi-Architektur formulieren und wird nicht zuletzt nach seinen politischen Eigenschaften beurteilt werden. Die Stadt Weimar hat dabei eine große Verantwortung.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Olaf Weber
Weimar, den 20.01.2017

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