Museum gegen Mensa?

Wieso muss eigentlich ein Haus dorthin, wo schon eines steht, um dieses an einen anderen Ort zu vertreiben? Leider ist die Idee aufgekommen, auf der Suche nach dem künftigen Standort des Neuen Bauhausmuseums die Mensa am Park abzureißen, an einem anderen Ort eine neue Mensa zu bauen und die freigewordene Fläche mit dem neuen Bauhausmuseum zu beglücken. Ich habe ein paar Argumente dagegen. Erstens ist dieser Standort am Parkeingang viel zu attraktiv für ein Museum, das in seinem modernen Typus ein ziemlich fensterloser Bau mit künstlicher Belichtung ist. Die Attraktivität dieses Ortes nämlich der wunderbare Blick in die Parklandschaft – kommt bei einem Museum gar nicht zur Wirkung. Für die Mensa ist der Standort aber sehr günstig und die Entscheidung war klug, sie dorthin zu setzen. Die jetzige Mensa ist zwar nicht ideal, aber umbaufähig. Auch das Argument, ihre Heizkosten wären zu hoch, kann durch energieökonomische Korrekturen im Zusammenhang mit einer Modernisierung entkräftet werden. Letztlich ist die Mensa neben dem Schillermuseum und dem jetzigen Hotel „Leonardo“, dass zur Wende im Rohbau fertig war, das wichtigste Zeugnis innerstädtischen DDR-Bauens in Weimar und damit geschichtsträchtig. Ein Abriss ist immer auch ein Geschichtsverlust für die Stadt.

Es ist klar, dass das neue Bauhausmuseum entweder an den Theaterplatz oder in die Nähe des Gründungsortes gehört, also zur Uni, aber nicht als Ersatzbau für die derzeitige Mensa. Die spezifische Attraktivität dieses Standortes ist für ein Museum zu schade und die Studierenden und Angehörigen der beiden Weimarer Hochschulen haben eine Mensa an diesem schönen Orte verdient.

Prof. Dr. Olaf Weber
Auszug in Thüringer Allgemeine 8. April 2009