Bach überpinselt. Eigentum an Bach verpflichtet (2008)

Bach überpinselt: Eigentum an Bach verpflichtet

Aus dem Urlaub zurückgekehrt, musste ich feststellen, dass ein Kunstwerk in Weimar übertüncht worden ist. Im Rahmen der Bach-Bienale 2008 war das Konterfei des jungen Bach entstanden. Die originelle Grafik einer kanadischen Künstlerin stellte den jungen Komponisten in dem Moment dar, in dem er gerade die Tür seines Wohnhauses am Markt öffnet, um mal auf den Marktplatz, vielleicht nach einem seiner damals bereits 6 Kindern zu schauen. Diese künstlerische Aktion sollte den Blick der Festivalteilnehmer und aller Weimarer auf den Standort seines ehemaligen Wohnhauses fokussieren.
Eine Woche nach der würdigen und humorvollen Aktion wurde die Mauer, die den Parkplatz des Hotel Elefanten zum Markt hin abschließt, überstrichen– und damit der junge Bach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand anderes als die Leitung des „Elefanten“ den Auftrag zur Beseitigung des Bildnisses gegeben hat. Über eine solche Ignoranz eines der führenden Touristikunternehmens in Weimar muss man wohl entsetzt sein. Hintergrund des Bildstreites ist offenbar die Nutzung der kleinen Fläche des ehemaligen Bach-Wohnhauses, dafür gibt es die Idee einer Neuüberbauung der noch vorhandenen Keller. Durch eine Symbiose von Memorialstätte und aktiver Musikpflege könnte dieser Ort das Angebot Weimarer Kulturstätten um eine wichtige Facette bereichern. Aber das Überpinseln des Bildes lässt Schlimmes ahnen und niemand in Weimar weiß, was der Münchener Hotelkonzern mit der zur Zeit als Parkplatz genutzten Fläche vorhat, er hüllt sich in Schweigen, obwohl es ein starkes öffentliches Interesse an der Zukunft dieses Ortes gibt und angesichts der weltweit riesigen Bach-Gemeinde dürften auch genügend private Sponsoren für disen Bach-Ort bereit stehen. Die Stadt und die Fraktionen des Stadtrates sollten in deser Sache noch mehr Druck machen, denn „Eigentum verpflichtet“, wie es im Grundgesetz heißt – das witzige Graffitti unseres großen Komponisten ist allerdings auf zwar rechtlich abgesicherte, doch kulturlose Weise vernichtet worden.

Prof. Dr. Olaf Weber
25.8.2008

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