Genie oder Methode (2007/08)

Prof. Dr. Olaf Weber
Bereich Ästhetik

Seminar
Genie oder Methode (Doppelseminar, 4 SWS)

Genie ist die Instanz, durch die die Natur der Kunst die Regeln vorschreibt(I. Kant). In der Moderne ist der Geniebegriff verpönt und wird letztmalig an Picasso oder Einstein vergeben, aber im 17., 18. und 19. Jahrhundert war er sehr beliebt zur Bezeichnung von Menschen mit überragenden geistigen und schöpferischen Fähigkeiten. Heute werden „Stars“ von der Meinungs- und Unterhaltungsindustrie als Ersatz-Genies produziert und die Nobelpreisträger sind Manager der Wissenschaft. Das wirft die Frage auf, was wir heute angesichts der dominanten Apparate und Strukturen überhaupt noch aus uns selbst schöpfen können. Ist das Genie noch der natürliche Zustand des Menschen, wie es die Romantiker meinten? Im Seminar wollen wir auch die Gegenposition zur genialischen Inspiration untersuchen: Das Schaffen unter der Obhut von Regeln und systemischen Einflüssen. Nach welchen Methoden lebten und produzierten die kreativsten Menschen, in welchen Verhältnissen entfalten sich die Talente? Welchen neuronalen Leistungen obliegt die Kreativität, was ist an dem Mythos vom Zusammenhang von Genie und Wahnsinn?

Zeit: Montags, 17.00 bis 20.00 Uhr
Beginn: Montag, 15.10.2007
Ort: Marienstraße 1b, Raum 201

Veranstaltungsplan: Sitzungen

1/ 15-10-2007: Einführungsveranstaltung Prof. Dr. Olaf Weber

2/ 22-10-2007: Annäherung an das Thema – 3 Aufgaben
1. Zur Kreativität: Wann waren Sie zum letzten Male Kreativ? Beschreiben Sie die Innovation! Was war das stärkste kreative Erlebnis in Ihrem Leben, haben Sie etwas erfunden oder entdeckt, etwas Wichtiges entschieden oder Außergewöhnliches getan?
2. Nennen und erklären Sie inhaltlich verwandte Begriffe zum „Genie“.
3. Welche lebenden Personen würden Sie am ehesten mit dem Geniebegriff in Verbindung bringen? Warum?

3/ 29-10-2007: Genies der Moderne
Problematisierung mit Howard Gardeners Buch – So genial wie Einstein

4/ 05-11-2007: Historischer Geniebegriff
Die ewige Genieverehrung und der Mythos des Genies.
Schöpfung und Ideal des Menschen.

5/ 12-11-2007: Das verkannte Genie
Begabung und Leistung sind nicht alles, Genies werden gemacht. Die Tragik der verkannten Genies, Der Glanz der Etablierten und die Fehlurteile der Kunstkritik.

6/ 19-11-2007: Genie und Wahnsinn
Der Mythos von der Krankheit des Genies, neurophysiologische Grundlagen. Beispiel Nietzsche – psychologische Forschungen zum Genie.

7/ 26-11-2007: Hochbegabungen
Selbstverhinderte Genies – Verweigerer .
Was bedeutet der Intelligenzquotient, was Talent und Begabung?
Was ist emotionale Intelligenz?

8/ 03-12-2007: Geniale Teams
Künstlergruppen – Forschung und Entwicklung in Teams.
Die Macht der Strukturen und die Kraft des Individuums.

9/ 10-12-2007: Der Begriff der Kreativität
Wo beginnt das Schöpferische, was ist Innovation? Höhere und niedere Ebenen der Problemlösung. Das Individuum ist einmalig.

10/ 17-12-2007: Methoden des Kreativen
Welche Verfahren oder Instrumente können die Kreativität fördern?
Gibt es Regeln für das Überwinden des Schemas?

11/ 07-01-2008: Imagination/ Irritation/ Chaos und Kreativität
Weiterführende Untersuchungen zur Kreativitätsforschung in Kunst, Wissenschaft, Technik und Design.

12/ 14-01-2008: Künstliche Intelligenz
Über die Kreativität digitaler Systeme und technischer Geräte.
Mensch-Maschine-Symbiosen und Kreativität.

13/ 21-01-2008: Genies und Stars
Sind Medienstars gewöhnliche Menschen? Wer macht die Stars zu Übermenschen? Genies und Kult im Wandel der modernen Gesellschaft.

14/ 28-01-2008: Abschlussveranstaltung
Kreativität und Praxis. Demonstration der Verlaufsprotokolle des Kreativen.

Geforderte Leistungen:
1. Regelmäßige Teilnahme und aktive Mitarbeit an den Sitzungen des Seminars.
2. Schriftliche Beiträge zur 2. Sitzung am 22. Oktober. e-mails spätestens am 21.10. abschicken.
3. Referat im Team der Themensitzung. Mindestens 1 Konsultation beim Seminarleiter.
4. Seminartagebuch, in dem die Sitzungen reflektiert und alles zum Thema Genie oder Methode gesammelt wird. (Abgabe bis 28.02.08)
5. Verlaufsprotokoll ihres aktuellen Projektes im WS, in dem die kreativen Momente, aber auch die Niederlagen, Sackgassen, Stagnationen usw. ihrer Arbeit beschrieben werden. (Abgabe bis spätestens 27.01.08. Vortrag auf der Abschlussveranstaltung am 28.01.08)

Prof. Dr. Olaf Weber
Bereich Ästhetik
Exkursion

Hitler – Mythos oder Methode?

Im Zusammenhang mit dem Seminar „Genie oder Methode“ und in Aktualisierung der Diskussion um die Rolle Hitlers innerhalb der Ideologie des Nationalsozialismus unternehmen wir eine Exkursion nach dem Obersalzberg bei Berchtesgaden, dem „Elite-Dorf“ der Nazis, um die Dichotomie von Einzeltäter und Kollektivschuld zu entmystifizieren und  zugleich das Verbrechen und die Idylle ins Verhältnis zu setzen.

Die Teilnahme am Seminar „Genie und Methode“ ist nicht erforderlich. Es wird um schnellst mögliche (noch nicht verbindliche) Anmeldung unter olaf.weber@gestaltung.uni-weimar.de gebeten.

Zeitraum: 08.-11.11.2007

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