10 Jahre Fakultät Gestaltung (2004)

Olaf Weber
10 Jahre Fakultät Gestaltung
Zuarbeit zur Stellungnahme für die Fakultätsentwicklung
18.01.04

In einer Welt des nationalen, europäischen und globalen Wettbewerbes der Universitäten und Hochschulen sind Vergleichbarkeit und Austauschbarkeit von Modulen der Studiengänge ebenso wichtig wie die unverwechselbaren Profile ihrer Lehrangebote.

Die Fakultät Gestaltung hatte sich mit ihrer Gründung im Jahre 1993 ein solches Profil gegeben, dass mit dem Begriff „Integriertes Projektstudium“ umschrieben worden ist. Seine Besonderheiten sind:

  • Das Projekt als Hauptform des Studiums
  • Exemplarisches Lernen
  • Interdisziplinäres Arbeiten in den Projekten, vor allem die Integration der Theoriefächer in die praktische Lehre.
  • Fachkurse, wissenschaftliche Lehrveranstaltungen und Exkursionen als Ergänzungen des Projektstudiums
  • horizontal und vertikal organisierte Studierendengruppen
  • Eine relative Durchlässigkeit der Studiengänge Freie Kunst, Produktgestaltung und visuelle Kommunikation.

Insgesamt ist dieses Studium durch eine relativ geringe Strukturiertheit gekennzeichnet und durch einen permanenten Wechsel der Lehrenden, Lernenden, der Themen, Lehrmethoden und Räume. Es ist deshalb ein Studium, das der Offenheit der Berufswelt, der Selbstbestimmtheit der Studierenden und der allgemeinen Beschleunigung unserer Zivilisation Rechnung trägt.

Dieses „Weimarer Modell“ ist inzwischen zum anregenden Vorbild für eine Reihe anderer Kunst- und Designausbildungsstätten geworden. Nach dem 10-jährigen erfolgreichen Studienbetrieb besteht nunmehr die Aufgabe, es in Teilen zu korrigieren sowie im Spiegel neuer Anforderungen und im Sinne seiner Gründungsphilosophie fortzuschreiben.

Die Einführung des zweistufigen Studiums (bachelor/master) und des Modulsystems bedeutet einen höheren Grad an Strukturiertheit des Studiums, sowie eine Reduzierung seiner Komplexität, Beweglichkeit und Individualität. Wir befürchten, dass damit die Originalität der Weimarer Kunst- und Gestaltungsausbildung verloren geht und die Wettbewerbsfähigkeit unserer Ausbildungsstätte leidet.

Bei der anstehenden Reformdiskussion kann deshalb an erster Stelle nur die weitere Profilierung unserer Lehre stehen. Daran muss sich die Frage anschließen, wie das zweistufige Studium und seine Komponenten mit diesem Profil in Übereinstimmung zu bringen ist, wie flexibel dieses also gegenüber unserer Eigenart ist. Dazu muss vor allem die Zeitdauer des bachelor und die Machbarkeit der Modularisierung überprüft werden, die nur anerkannt werden kann, wenn sie die Spezifik des Weimarer Modells nicht negiert. Aus der Logik unseres bewährten Modells allein ergibt sich kein Anlass für die Abkehr vom Diplomstudiengang.

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