Die wieder aufgeflammte Debatte um das neue Bauhausmuseum betrifft nur einen kleinen Problemteil. Die von der Architektin vorgesehene Verlegung des Gebäudes von der ehemaligen Minol-Tankstelle hin zum Weimarhallenpark hat den Sinn, den Kubus durch die Nähe zur Weimarhalle und ihrem Park aufzuwerten. Ob dafür die Erhöhung der Kosten und die Verschlechterung der Verkehrsverbindungen hingenommen werden sollten, will ich nicht beurteilen.
Doch möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass das eigentliche Problem des Entwurfes woanders liegt, nämlich in seiner geistigen Haltung. Der fast 100 Jahre alte Avantgardismus des Bauhauses ist im vorliegenden Entwurf nicht zu einem zeitgenössischem weiter entwickelt worden . Doch diese Anstrengung wäre wegen der Verpflichtung Weimars nötig gewesen, einen Teil der Schuld bei der Vertreibung des Bauhauses wieder gut zu machen. Ein solcher Anspruch war nicht Gegenstand der Ausschreibung, so will ich auch der Architektin keinen Vorwurf machen. Nun stellt das Haus einen großen Behälter für Bauhaus-Relikte dar, ist aber kein programmatischer Selbstausdruck einer Architektur, die technisch, funktional und ästhetisch in die Zukunft weist. Das Bauhaus ist alt, es ist Geschichte. Da hat Weimar wieder etwas verpasst.
Prof. Dr. Olaf Weber
Veröffentlicht in: Thüringer Landeszeitung vom 26.11.2013