Märki Mittendrin
Märki bleibt, Wolf bleibt, Krause bleibt, war das alles nur eine Seifenblase? Ich will noch einmal auf die Hintergründe der kürzlich stattgefundenen Tragödie schauen. Stefan Märki soll vor allem deshalb bleiben, weil er im Politischen und Künstlerischen außerordentlichen Mut bewiesen hat, er hat die Unabhängigkeit seines Theaters verteidigt und fördert dort auch unkonventionelle Experimente. Die Attacken gegen ihn kamen von zwei sehr verschiedenen Seiten. Erstens gab es und gibt es da diejenigen, die sein Theaterkonzept inhaltlich ablehnen, sie wollen ein konservatives Nationaltheater. An deren Spitze steht der „Volkskonservative“ und Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Dr. Peter Krause.
Und dann gibt es einen Teil der Stadtverwaltung mit dem Oberbürgermeister Stefan Wolf an der Spitze, für den der unabhängige Märki als Sand im Getriebe der Bürokratie empfunden wird. So ist es auf wunderliche Weise zwischen dem Rechtsaußen der CDU und dem sozialdemokratischen OB zu einem taktischen Bündnis gekommen. Da war es kein Wunder, dass Grüne, Linke und Teile der Sozialdemokraten , die auf Seiten Märkis waren, offensichtlich kein Verständnis für die Kumpanei des von ihnen zur letzten Wahl unterstützten Oberbürgermeisters mit der CDU hatten und gingen zurecht auf Distanz zu ihm – auf der Seite der Koalition kündigte das Weimarwerk sogar seine Partnerschaft mit der CDU und dem Drahtzieher Dr. Peter Krause.
Als drittes gibt es die Landesregierung, die völlig verwirrend agiert hat. Im Hintergrund arbeitete der zuständige Minister und sein Staatssekretär gegen Märki, im Vordergrund stellte sich der Ministerpräsident hinter ihn.
Und als weitere im Weimar-Spektakel agierende Kraft gab es diejenigen, die aus der Unterstützung für Märki eine teilweise beschämende Kampagne gegen den wahrlich schwachen Oberbürgermeister initiiert hatten – als späte Rache für den Wahlausgang vor drei Jahren und als Wahlkampfauftakt für das kommende Jahr. Als politische Instrumentalisierung des Theaters ist das verlogen und kleinkariert und widerspricht dem angeblich überragenden Kulturanspruch der Stadt. Nun sind die Querelen vorüber, die Widersprüche bleiben, ich freue mich aber sehr, dass es nun gelingen wird, Stefan Märki in Weimar zu halten.
Weimar, den 06.10.2008