Warum Kunst? (2005/06)

Prof. Dr. Olaf Weber
Seminar : Warum Kunst?
Doppelseminar (4 SWS)

Im gewöhnlichen Kunstbetrieb ist die Frage nach dem Warum verpönt. Ist sie zu einfach oder zu schwierig oder gar überflüssig? Tatsache ist, dass das „Warum“ in der Moderne zu einem wesentlichen Antrieb für die Erneuerung der Kunst geworden ist und auch die Öffentlichkeit verbindet zunehmend diese Frage mit ihren knappen Kassen. Im Studium scheint die Arbeit an den Mitteln zu überwiegen und das „Warum“ wird oft für späte, zu späte Phasen aufgehoben.

Im Seminar untersuchen wir Sinn, Antriebe, Wirkzusammenhänge und vor allem die Funktionen von Kunst. Funktionen sind Möglichkeiten, die für die zeitgenössische Kunst anhand der Aussagen von Künstlern und Kunstphilosophen (darunter natürlich Schlingensief und Adorno) erforscht werden. Darüber hinaus geht es um den Sinn des ästhetischen Formierens überhaupt, berührt also auch die entsprechende Fragestellung im Design.

Die internen (kunstimmanenten) Funktionen und die externen Wirkzusammenhänge mit Gesellschaft und Individuum werden an vielen Beispielen zeitgenössischer Arbeiten untersucht. Ziel ist die kollektive Erarbeitung eines Thesenpapier über die moderne Kunst. Im letzten Drittel des Semesters werden die darin vereinbarten Kriterien auf künstlerische Ergebnisse des Studiums (Projekte, Diplome) angewandt und dabei erprobt. Jeder Seminarteilnehmer schreibt eine Kunstkritik.

Die Einschreibung erfolgt zur ersten Sitzung. Anmeldungen können auch vorher über e-mail erfolgen: olaf.weber@gestaltung.uni-weimar.de

Richtet sich an G
Zeit: Montags 17 bis 20 Uhr
Beginn : 17. Oktober 2005
Raum : Marienstraße 1b, Raum 201

Themen

1. Einführung: Empirie; Programm
2. Kunst und Öffentlichkeit
Thesen von „Kooperative Kunstpraxis“
Diskussion
3. Historische und systematische Aspekte
Über Funktion/Sinn/Wirkung
Geschichtlichkeit der Kunstfunktionen
Versuche zur Systematik der Funktionen
4. Kunst und Gesellschaft
Autonomie oder Vehikel? (Philos. Aspekte, Schiller Adorno…)
l’art pour l’art, Kunst im Dienste …(z.B. der Religion)
5. Kunst und Leben
Beuys – Alle sind Künstler
Bitterfelder Weg (DDR)
APG, Wochenklausur
6. Kunst und Schönheit
Schönes und Erhabenes
Die Krise des Hässlichen, Kunst des Schreckens
Das inhärente Maß, Sinnlichkeit, Wohlgefühl, Lust
7. Kunst und Politik
Kunst als Waffe (Kriegsgegner, Futurismus, Dada, Propaganda aller Art)
Kunst als Subversion. KommunikationsGuerilla
Gedächtniskunst
8. Gefühlskunst
Emotionen und Rationalität, Subjektivismus und Erkenntnis
Mystik, Kunst als Religionsersatz
Rahmen und Sockel, Kunst als Elitekunst
9. Kunst und Unterhaltung
Die Kulturindustrie
Unterhaltung, Massenmedien und Kunstanspruch
Kitsch und Popkultur
10. Kunst und Markt
Das Repräsentationsmittel Kunst
Kapitalanlagen, Sammlungen, Museen
Kunst als Erwerbsarbeit und Betriebssystem
11. Kunst und Kritik
Was ist Kunstkritik?
Beschreibung, Analysen, Kommentare, Wertungen, Urteile Meta- und Parallelkommunikation
12. Kunst und Kritik
„gelungene“ Beispiele / Zeitschriften
13. Kunstkritik
Nahe Kunst und ihre Kritik / Die Fakultät Gestaltung

Geforderte Leistungen:
aktive Teilnahme am Seminar
Seminartagebuch (Abgabe bis 31.03.06)
Referat (Gruppenarbeit, mind. 1 Konsultation)
Aufsatz zur Kunstkritik (Abgabe am 30.01.06)

Anmerkungen: Ziel der gemeinsamen Arbeit im Seminar ist die Erstellung eines Thesenpapiers, das die Titelfrage des Seminars „Warum Kunst“ zu beantworten versucht. Zu diesem Zweck wird eine kleine Redaktionsgruppe gebildet. Sie hat die Aufgabe, zusammen mit den Referenten die Ergebnisse jeder Sitzung thesenartig zusammen zu fassen und zu einer Agenda zu führen, die auch als Orientierung für die Kunstkritiken verwendbar ist, die im letzten Teil des Seminars verfasst und vorgetragen werden.

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