Archiv der Kategorie: 07 Kunst und Kultur

Erst mal tief durchatmen – zu Daniel Burens Entwurf für den Rollplatz (1998)

Erst mal tief durchatmen – zu Daniel Burens Entwurf für den Rollplatz

Moderne Kunst ist nicht immer nur hübsch und fein – vielleicht, weil unsere Welt nicht so gut ist oder weil die Glitzerwelten der Werbung schon genug Hübschheit und Glanz verbreiten. Wenn Weimar nicht in der Tradition verstauben will, müssen wir den provokanten Charakter der Moderne aushalten – nur an ein paar Stellen. Was mich an der Diskussion um den Buren-Entwurf für den Rollplatz stört, sind die Vorurteile, an denen teilweise der Hang zum Althergebrachten, teils aber auch die unzureichende Informationen der Kulturstadt- Macher Schuld hat. Weiterlesen

Kunst ist nicht demokratisch (1996)

Olaf Weber
„Kunst ist nicht demokratisch“

„Kunst ist nicht demokratisch“ – diese Worte des Intendanten der Europäischen Kulturstadt 1993 (TA vom 25. Mai 1996) sind so sinnlos wie der Satz „Bratwürste sind diktatorisch“. Ich habe von keinem Künstler gehört, der über die Farben auf seiner Leinwand hat abstimmen lassen. Trotzdem hat ein Kulturstadtjahr viel mit Demokratie zu tun. Das sollte mindestens dann der Fall sein, wenn öffentliche Gelder für Kultur (nicht nur für Kunst) eingesetzt werden. Politische Entscheidungen für die Kulturstadt Weimar 99 waren und sind zum Beispiel: Wieviel wird für Hochkultur und wieviel für Soziokultur ausgegeben, wie wird das Umland einbezogen, welche thematische Orientierung wird gewählt, welche Entscheidungsstruktur sollte aufgebaut werden, wer sollte Intendant werden. Für diese Entscheidungen gab es nicht zuviel, sondern zuwenig demokratische Mitwirkungsmöglichkeiten. Gerade in den neuen Bundesländern schmerzen solche Erfahrungen, weil viele Bürger den Eindruck haben, daß die Kulturförderung direkt von den DDR-Kulturfunktionären in die Hände der Banken und anderer Sponsoren gewandert ist – an den demokratischen Gremien vorbei. Weiterlesen

Glanz und Efeu (1996)

Olaf Weber
GLANZ UND EFEU – WEIMAR 99
9 Anmerkungen

1. Das Jammern der Weltbürger. In Weimar werden abends die Bürgersteige hochgeklappt. Weimar ist spießig und kleinkariert, die Stadt döst in den muffigen Hinterzimmern der Geschichte. Und die Weimarer haben sich in vermeintlicher biologischer Abstammung vom großen Geist, der in ihren Mauern wohnt, unter einer historischen Käseglocke verkrochen, wo sie Thüringer Bratwürste lieben. Weiterlesen

Gelassenheit ist Kunst (1994)

Olaf Weber
Gelassenheit ist Kunst

Ein paar Holzlatten, Kopf und Hände aus Kunststoff, unten war die Gestalt mit einem Stoff befummelt. Kein Kunstwerk, aber ein Spaß und ein bißchen Provokation gegen den Ordnungsstaat (Abb. 1). Ich hatte das merkwürdige Gerippe mittags in dem Becken eines Brunnens aufgestellt, der damals an der Ecke Schillerstraße/Frauentorstraße stand. Die Leute amüsierten sich oder schüttelten den Kopf über diesen Studentenstreich. Nach 24 Stunden hatte die Staatsmacht das menschliche Gespenst entfernt. Das war 1969. Weiterlesen

3 Wochen in der Neuen Welt (1993)

Olaf Weber
3 Wochen in der Neuen Welt
Ein Kurzbericht aus den USA

Stellen Sie sich vor: ein korrekter dunkler Anzug, eine leuchtend bunte Krawatte und an den Füßen: knallrote Gummistiefel. So empfing uns ein Designer am Art Center College of Design in Passadena/Californien. Und er hatte recht. Das ist der neueste Modetrend in den USA: Eben das, was nach dem guten Geschmack gerade nicht zusammen passt – und dabei eben doch die etablierte Ästhetik (nur etwas quer) trifft, das ist modern. Natürlich mit korrekter Kurzhaarfrisur, bestem Stoff und poliertem Glanz auf den Gummistiefeln. Weiterlesen

Zwischen Bildermuseum und Oper (1992)

ZWISCHEN BILDERMUSEUM UND OPER

Für wen ist eigentlich eine Bildvorstellung zeitgenössischer Kunst noch eine aufregende Sache? Hand aufs Herz, wer hat wirklich Lust auf eine Galerie, wen interessieren denn die mit einem seichten Kulturprogramm geschmückten Reden auf einer Vernissage? Die Reden treffen meist ins Leere, die Kunstwerke drücken diese aus und dem Kunstfreund befällt sie auf dem Heimweg, falls er sich nicht mit ein paar Gläschen Riesling Kabinett aufgefüllt hat. Weiterlesen

Einführung zur Ausstellung von Michael Lenhardt im Kulturbund Weimar (1980)

Olaf Weber
Einführung zur Ausstellung von Michael Lenhardt im Kulturbund Weimar 1980

Meine Damen und Herren!
Ich freue mich, Sie zur Eröffnung der Ausstellung von Michael Lenhardt im Rahmen der kleinen Galerie des Kulturbundes Weimar begrüßen zu können. Sie kommen in den Genuß eines wahrhaft synästhetischen Erlebnisses: Weiterlesen