Archiv der Kategorie: 05 Architektur und Stadtplanung Weimar

Neues Bauen in Weimar (1997)

Olaf Weber
Neues Bauen in Weimar

In Weimar ist alles auf das Jahr 1999 ausgerichtet, in dem dieser kleinste aller jemals dazu erkorenen Orte „Europäische Kulturstadt“ sein wird. Auf den ersten Blick ist Bauen derzeit vor allem Straßenbau. Die ewige Kult- und Protokollstrecke vom Bahnhof über Goethe- und den Theaterplatz, Schillerstraße bis zum Frauenplan und dem „Elefanten“ wird grundsaniert und aufpoliert. Die neue Ästhetik der Millimeter genau verlegten, industriell geschnittenen Natursteinplatten bestimmt zunehmend den Charakter der im 19. Jahrhundert ausgeformten Straßen und Plätze des klassischen Weimar. Unter der abstrakten Granitsteinstruktur der Flaniermeile liegen die dazu passenden Kabel aus Glasfaser. Nur im engeren Bezirk der mittelalterlichen Altstadt herrscht noch das Pflaster. Weiterlesen

Alle Macht dem Gestaltungsbeirat (1997)

ALLE MACHT DEM GESTALTUNGSBEIRAT!

Im letzten Jahr war es endlich gelungen, einen Gestaltungsbeirat für Weimar zu gründen. Doch was nützt es, wenn der Rat dieses Rates nicht angenommen wird?

Im Falle des neuen Kaufhauses auf dem Schützengassenplatz plädierte der Gestaltungsbeirat kürzlich für das, was schon vorher ein Wettbewerb und die Arbeit am Bebauungsplan ergeben hatten: Die Häuser Schillerstr. 11 und 11a sollten erhalten und die Kaufhauseingänge vom Gänsemännchenbrunnen und der Schützengasse entwickelt werden. Weiterlesen

Eigentum verpflichtet? (1996)

EIGENTUM VERPFLICHTET?

Im freien Fall der Fassaden an der Ackerwand (ehem. Russische Gesandtschaft, zuletzt Schule) kommt das ganze Dilemma zum Ausdruck, das entsteht, wenn die Interessen eines Investors im Widerspruch zur Erhaltung historischer Substanz stehen. Eigentum verpflichtet, so hübsch hört man das manchmal. Doch allzu oft wird die Öffentlichkeit arg getäuscht. Das Schicksal des denkmalgeschützten Gebäudes war bereits mit der Entscheidung besiegelt, ein Hotel darin einzurichten. Die innere Raumstruktur passte nämlich nicht zu einer Hotelfunktion – also musste das Haus „entkernt“ werden. Der nun erfolgte Abriss der verbliebenen Außenhülle vollendet den Frevel nur, ist aber wenigstens konsequent. Nun kann die äussere Hülle uns nicht mehr vorlügen, es wäre ein Denkmal erhalten geblieben. Es ist einem wirtschaftlichen Kalkül geopfert worden. Weiterlesen

Theater(platz)donner – Aufregung um Langeweile? (1996)

Theater(platz)donner: Aufregung um Langeweile

Verehrter Herr Dr. Bothe,
ich finde es gut, dass Sie sich einmischen, aber Ihre Kritik zielt am Kern, nämlich am Problem des Ortes vorbei. Bauen ist nicht das Erstellen von Gebäuden, sondern der mit Raumschaffen begründete Eingriff in einen von Natur und Geschichte schon vorgeprägten Ort, der durch bauliche Strukturen mit Gebrauchswert und Kultur angereichert werden soll. Weiterlesen

Brief an eine Leserin (1996)

Brief an eine Leserin

Sehr geehrte Frau S.,
vielen Dank für Ihren Brief vom 22. d.M. Ich möchte Sie durch meine Antwort nicht zu einer andauernden Korrespondenz drängen, doch drängt es mich selbst, durch meine Antwort einige Aspekte meines eigenen Denkens zu diesem Thema zu präzisieren. Ich will es auch nicht zu ausführlich machen. Weiterlesen

Mehr Sorgfalt statt weniger (1996)

Mehr Sorgfalt statt weniger

Der Konsum kam fünf vor zwölf auf die Idee, eine Tiefgarage unter das Kaufhaus zu setzen, fünf Minuten später reißt die Fa. Freundlieb wesentlich mehr an historischer Substanz ab als in der Planung vorgesehen war. In Verantwortung für den wichtigen Ort verlangt die Stadt daraufhin eine neue qualifizierte Fassade. Der Wettbewerb dazu bringt nicht die geniale Lösung, eher ein problematisches Ergebnis. Es wird gebaut. Weiterlesen

Das Hotel (1995)

Das Hotel

Die Aufforderung, etwas über den „Erbprinzen“ und sein Erbe zu schreiben, habe ich vor allem wegen des interessanten Gegenstandes gern angenommen. Ein Hotel ist das Vitalste, was die Gattung „Haus“ hervorzubringen vermag. Ein ständiger Wechsel der Gäste, der Speisekarte und der Bettbezüge, dazu lärmende Geselligkeit und wohlige Ruhe – diese pulsierende Dramatik muss das schematische Prinzip der Tische, Treppen und Gänge aushalten. Eigentlich ein Thema für Literaten. Das undurchsichtige Geschehen in einem Hotel regt die Phantasie an, berühmte Männer und Frauen geben ihm das Flair, Ereignisse machen Geschichte. Alles das hatte der Erbprinz – und das Traurige ist, dass es ihn nicht mehr gibt. Heute ist der Erbprinz ein Problem in einem problematischen Umfeld. Weiterlesen

Warum einen Gestaltungsbeirat? (1995)

Warum einen Gestaltungsbeirat?

Es gibt nachweislich häßliche, unpassende und ideenlose Neubauten und es gibt Modernisierungsmaßnahmen, die diese Bezeichnung nur als Schimpfwort verdienen. Die Defekte in der zeitgenössischen Baukultur sind offensichtlich, aber in Frage steht, ob ein Gestaltungsbeirat Abhilfe schaffen kann oder ob dieser nur neue bürokratische Hürden errichtet, die die Bauprozesse komplizierter und teurer werden lassen. Anläßlich des endlich positiv beendeten dreijährigen Kampfes um einen Gestaltungsbeirat für Weimar sollen einige Anmerkungen diesen Beirat erläutern: Weiterlesen

Phantasie ins Zentrum (1995)

Phantasie ins Zentrum!

In Weimars Innenstadt ist wirklich nicht viel los. Zwar geht das anderen Städten ähnlich, doch tröstet das nicht. Zur Zeit sind weder die Ursachen für diese, nur zur warmen Jahreszeit durch Touristen ausgefüllte Leere untersucht, noch hört man von geeigneten Ideen, um diesen mißlichen Zustand zu überwinden. Weiterlesen

Wasserlose Schwimmhalle mit Haiflosse (1994)

Olaf Weber
Wasserlose Schwimmhalle mit Haiflosse

Weimars Marktnordseite: Fast ein Architektur-Symbol für das Nichtzusammenwachsen dessen, was heute doch zusammengehören sollte.

Wer aber sein Haus weiß tüncht, der verrät seine weiß getünchte Seele.
(F. Nietzsche: Zarathustra)

Das Quartier nördlich des Marktplatzes in Weimar – Marktgalerie genannt – war heiß diskutiertes Prestigevorhaben im Endstadium der DDR und wurde nach der Wende ein Renommierobjekt der neuen Stadtadministration. Weiterlesen