Archiv der Kategorie: 05 Architektur und Stadtplanung Weimar

Aufruf zum Volkswettbewerb (2012)

Prof. Dr. Olaf Weber
Julia Heinemann

Aufruf zum „Volkswettbewerb Neues Bauhaus-Museum Alternative“

Der Architektur-Wettbewerb zum Bauhausmuseum hat viele Entwürfe hervorgebracht – und leider wenig Ideen. Das ist schade, denn Weimar braucht nicht nur ein irgendwie ansprechendes Gebäude, sondern ein solches, das einen historischen Dialog mit dem Bauhaus führt. Vor allem müsste es eine Antwort auf die Frage geben, wie sich heute Avantgarde definiert. Weiterlesen

Semprun hat einen besseren Platz verdient (2012)

Semprun hat einen besseren Platz verdient

Der Namensänderung des keineswegs glücklich gewählten „Weimarplatz“ in „Jorge-Semprun-Platz“ kann ich nichts Gutes abgewinnen. Dieser Ort ist immer noch durch seine Auftraggeber, durch den ursprünglichen Verwendungszweck als „Gauzentrum“ und durch seine Blut-und-Boden Architektur gekennzeichnet Der einzige Name, der zu ihm passte, war wohl der von Adolf Hitler. Zu ihm passt der städtebauliche Molloch und die hässliche Architektur, zu keinem anderen. Auch für Karl Marx war zu DDR-Zeiten dieser Ort eher eine Beleidigung als eine Ehre. Ich habe mich als junger Architekturstudent vor deser Architektur immer geekelt, jetzt ist es nicht mehr ganz so schlimm, wie man sich eben gewöhnen kann. Aber Semprun hat einen besseren Ort verdient, er würde wahrscheinlich diesen aus einer Landschaftszerstörung hervorgegangenen Unort als Träger seines Namens selbst ablehnen. Suchen wir also für den Platz einen besseren Namen und für Sempruns Namen einen besseren Ort.

Prof. Dr. Olaf Weber
Veröffentlicht in: Thüringer Allgemeine 28.01.2012

Das Schießhaus. Lebens-Kunst über Weimar (2010)

Das Schießhaus
Lebens-Kunst über Weimar

Ein außergewöhnliches klassizistisches Gebäude in Weimar und seine neuerliche Verbindung mit Geistes-, Sinnes- und Lebenslust, also eine Nutzung, die – ähnlich den antiken Thermen alle Künste und Lebenskünste vereint – das soll hier vorgestellt werden. . Das sogenannte „Schießhaus“ hat durch seine stilistische Nähe zu Palladio, aber auch durch Goethe, der seine Entstehung interessiert beobachtete, eine ausdrückliche Beziehung zur Antike. Die antike Welt wiederum könnte dem Schießhaus in ihrer historischen Symbiose von körperlichen und geistigen Genüssen einen neuen Inhalt geben. Es ist eine erstaunliche Übereinstimmung der historischen und ästhetischen Qualitäten des „Schießhauses“ mit der Idee einer auf den Künsten basierenden Lebensphilosophie festzustellen. Ein wunderbarer historischer Ort und ein neuerlich herangereiftes Lebensgefühl fügen sich fast passgerecht zusammen. Weiterlesen

Das Bauhausmuseum als Stadt (2009)

Das Bauhausmuseum als Stadt

25 Millionen für ein Bauhausmuseum und das schnell, aber wohin damit?

Die Klassik-Stiftung bevorzugt natürlich den Theaterplatz mit dem klassizistischen Kulissenhaus als Ouvertüre für das Moderne. Nur scheinbar macht aber die Ehe von Bauhaus und Klassik einen Sinn. Das Bauhaus gehört dem an, was wir heute fälschlicherweise die „klassische Moderne“ nennen. Der Begriff ist aber ein totales Missverständnis deshalb, weil die „Klassik“ nach allgemeinem Sprachgebrauch auf eine besonders abgerundete Phase einer historischen Kulturepoche, also auf den harmonisierten Höhepunkt eines Stiles hindeutet. Das Weimarer Bauhaus war aber alles andere als etwas Abgerundetes, es war ein brodelnder Neuanfang, der provokant unorthodox seine Programmatik ständig wechselte und sehr widersprüchlich war, eben eine Avantgarde. Lediglich eine gewisse tektonische Klarheit lässt es zu, ein Gebäude wie das Dessauer Bauhaus in die Nähe eines antiken Tempels zu rücken. Nichts ist sonst vergleichbar. Bauhaus und Klassik sind Gegensätze. Weiterlesen

Ein dezentrales Bauhaus-Museum für Weimar (2009)

Ein dezentrales Bauhaus-Museum für Weimar

Weimar diskutiert schon quälend lange über den möglichen Standort für ein neues Bauhaus-Museum, nachdem die Finanzierung dieses Museums seit längerem gesichert ist. Während die Klassik Stiftung Weimar den Standort am Theaterplatz favorisiert, spricht sich die Bauhaus-Universität Weimar für die Nähe zur Universität aus. Zuletzt kam wieder die Mensa am Park in die Diskussion zurück, die zwischenzeitlich sowohl von Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar, als auch von Prof. Dr. Gerd Zimmermann, Rektor der Bauhaus-Universität, als möglicher Ideal-Standort genannt wurde. Das Kulturjournal Mittelthüringen sprach mit Professor Olaf Weber – seit kurzem emeritierter Professor für Ästhetik an der Bauhaus-Universität Weimar – über die Planungen zum neuen Bauhaus-Museum. Weiterlesen

Museum gegen Mensa? (2009)

Museum gegen Mensa?

Wieso muss eigentlich ein Haus dorthin, wo schon eines steht, um dieses an einen anderen Ort zu vertreiben? Leider ist die Idee aufgekommen, auf der Suche nach dem künftigen Standort des Neuen Bauhausmuseums die Mensa am Park abzureißen, an einem anderen Ort eine neue Mensa zu bauen und die freigewordene Fläche mit dem neuen Bauhausmuseum zu beglücken. Ich habe ein paar Argumente dagegen. Weiterlesen

Reize Weimars (1999)

Reize Weimars
Antwort auf einen Leserbrief (Thüringer Landeszeitung vom 11.03.99)

Wenn jemand Weimar als „touristenfeindlich“ scheltet, so muß er entweder einen driftigen Grund haben oder ihm geht es um Pauschalverdächtigungen wie „Unternehmerfeindlichkeit“, die aus einer bestimmten politschen Ecke gegen die Rot-Rot-Grüne Mehrheit im Weimarer Stadtparlament erhoben werden. Weiterlesen

Wachstum – wohin? (1999)

WACHSTUM – WOHIN?

Neulich wurde eine Studie über das Hotelwesen in Weimar bekannt. Danach gibt es schon heute doppelt soviel Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt, wie normalerweise trotz der Anziehungskraft von Goethe, Schiller, sowie anderer Prominenter und Attraktionen gebraucht würden. Die Schlußfolgerung der Hoteliers heißt: Bürgermeister schlafe nicht, sondern schaffe Touristen her, die in unseren Betten schlafen. Also: Mehr, mehr, mehr. noch mehr! Weiterlesen

Die Quadratur des Zentrums (1998)

Olaf Weber
Die Quadratur des Zentrums
Eine Architektur- und Kulturkritik am Beispiel Weimars

Auch in Weimar ist ein Baustil ausgebrochen, der bei manchem Traditionsbewußten auf Erschrecken trifft. Doch das Handelshaus am Theaterplatz, die neue Gestaltung des Bahnhofsvorplatzes und das am organisierten Bürgerprotest gescheiterte Buren-Projekt für den Rollplatz sind Zeugnisse eines globalen Phänomens, das immer häufiger als „Zweite Moderne“ bezeichnet wird. Zu sehen sind vor allem rechte Winkel, Quadrate, Reihungen, Wiederholungen, eben das additive Prinzip. Weiterlesen